Definition Reinraum
In einem Reinraum (engl. clean room oder auch cleanroom) hält man die Partikel-Kontamination unter bestimmten Werten. Rein- und Reinsträume werden für spezielle Fertigungsverfahren, vor allem in der Halbleiterfertigung benötigt, um die Strukturierung integrierter Schaltkreise im Bereich von Bruchteilen eines Mikrometers nicht zu stören. In Reinräumen für die Fotolithografie wird oft auch gelbe Beleuchtung eingesetzt, um eine unbeabsichtigte Belichtung der Fotoresist-Schichten zu vermeiden. Solche Zimmer heißen daher auch Gelbraum. Auch in der Optik- und Lasertechnologie, den Biowissenschaften und der medizinischen Forschung und Behandlung (Life Sciences); ebenso bei der Fertigung von Lebensmitteln und Raumfahrzeugen müssen hohe Reinheitsanforderungen eingehalten werden, die Reinräume erfordern.
Geschichte des Reinraums
Vermutlich hatte die Medizin zuerst die Notwendigkeit einer kontrollierten Umgebung erkannt und den klassischen Operationssaal in Krankenhäusern entwickelt. Früher gab es branchentypisch angepasste und regional unterschiedliche Forderungen und Standards für Reinräume, die mittlerweile der einheitliche Standard ISO 14644 ablöste.
Der Grundstein für die Entwicklung von Reinraumtechnik wurde Mitte der sechziger Jahre in den USA gelegt, als das Prinzip der turbulenzarmen Verdrängungsströmung (Laminar Flow) eingeführt wurde.
Das Laminar Flow Prinzip
In Reinräumen werden spezielle Prinzipien der Reinraumtechnik angewandt. Die verwendeten Verfahren und Anlagenarten der Klimatechnik sollen sicherstellen, dass Verunreinigungen sofort aus der Luft entfernt werden. Dazu wird eine turbulenzarme Verdrängungsströmung (Laminarströmung, engl. laminar flow) genutzt. Zusammen mit einer (in der Regel mehrstufigen) Filterung und großem Luftdurchsatz soll die Reinheit der Luft sichergestellt werden.
Die Umgebungsluft wird mittels Radialventilator angesaugt und durch den Filter und Laminarisator gepresst. Dadurch wird ein laminarer Luftstrom erzeugt, d. h. die nach unten strömende Luft fließt in parallelen Stromlinien. Partikel werden vom parallelen Luftstrom erfasst und aus der Box befördert. Die Luft kann durch den Lochblechboden der Box austreten.
Da in der Regel der Mensch die größte Quelle für Partikel und andere Verschmutzungen ist, helfen eine angepasste Arbeitskleidung, spezielle Arbeitsmittel und Werkzeuge, sowie die entsprechende Arbeitstechnik, die spezifizierte Reinraumklasse einzuhalten. So gibt es z.B. spezielles fusselfreies Reinraumpapier, Arbeitskleidung, Kopfhauben und Überzieher für die Schuhe.
Funktionsweise eines Reinraums
Für Reinsträume, wie sie in der Mikroelektronik Verwendung finden, gibt es mehrere hierarchische Bereiche mit entsprechender Reinraumklasse. So umgibt den Reinstraum (Klasse 10 und besser), in dem mit Substraten hantiert wird, ein abgetrennter Bereich mit den benötigten Anlagen zur Beschichtung und Strukturierung. Benötigte Pumpen für die Vakuumtechnik befinden sich meist in einem darunterliegenden Stockwerk.
Der Reinsträumenzugang erfolgt meist über eine Folge verschiedener Reinraumbereiche mit fallender Reinraumklasse. Zwischen diesen Bereichen erfolgt in der Regel ein Kleidungswechsel. Um Verschmutzungen von Gegenständen, die mit dem Fußboden in Berührung kommen (z.B. Schuhsohlen), zu minimieren, befinden sich an den jeweilgen Zugängen spezielle klebrige Fußmatten. Der Zugang zum Reinstraum selbst folgt zusätzlich über Personal- und Materialschleusen, in denen wiederum starke Luftströmungen und Filtersyteme vorhandene Partikel aufwirbeln und absaugen, so dass keine zusätzliche Verunreinigung von außerhalb eingetragen wird. In einigen Reinräumen wie Operationssäalen müssen sich die Mitarbeiter und Besucher vorher einer Reinigung unterziehen oder zumindest Schutzkleidung anlegen.
Materialien, die in Reinräumen eingesetzten werden, müssen über abriebfeste Oberflächen verfügen. Aufgestellte Anlagen und Geräte dürfen die laminaren Luftströmung nur minimal stören. Teile und Maschinen, die in den Reinraum gebracht werden sollen, müssen vorher gereinigt werden. Ein Reinraum wird im Regelfall mit Überdruck (Überdruckbelüftung) beaufschlagt. In Sonderfällen werden Reinräume auch mit Unterdruck betrieben, was verhindert, dass z.B. gefährliche Substanzen oder Krankheitserreger nach außen dringen können.
Auch sogenannte Laminar-Flow-Einheiten können bedingt staub- und partikelarme Arbeitsplätze schaffen, in denen ein gereinigter, vertikaler oder horizontaler Luftstrom sowie Vorhänge dafür sorgen, dass die Partikelkonzentrationen in der Luft und damit die Partikelablagerungen auf dem Produkt reduziert werden.
Strömungsprinzipien für Reinräume
Es wird grundsätzlich zwischen einer turbulenten Verdünnungsströmung und einer turbulenzarmen Verdrängungsströmung unterschieden:
Bei der turbulenten Verdünnungs- oder Mischströmung wird die gefilterte Reinluft turbulent (verwirbelnd) in den Reinraum eingeführt und erzeugt eine stetige Verdünnung der Partikelkonzentration. Die geforderte Reinraumklasse wird dann bei Reinraum gerechtem Verhalten des Personals aufrechterhalten. Hier ist besonders darauf zu achten, dass Partikel erzeugende Objekte und Vorgänge im Reinraum minimiert werden.
Bei der turbulenzarmen Verdrängungsströmung, die auch Laminarströmung (engl. laminar flow) genannt wird, strömt die Reinluft turbulenzarm und in der Regel vertikal in den Reinraum und bewirkt, dass die sensiblen Arbeitsbereiche und Maschinen möglichst gering kontaminiert werden. Die Luft entweicht dann auf der gegenüberliegenden Fläche, in der Regel durch den perforierten Doppelboden, aus dem Raum und wird zur wiederholten Filterung zum Umluftgerät zurück geführt.
Reinraumklassen
Ein Reinraum ist ein Raum, in dem die Konzentration luftgetragener Teilchen geregelt wird, der so konstruiert ist und verwendet wird, dass die Anzahl der in den Raum eingeschleppten bzw. im Raum entstehenden und abgelagerten Partikel kleinstmöglich ist und andere Parameter wie Temperatur, Feuchte, Druck nach Bedarf geregelt werden.
Um einen Reinraum betreiben zu können müssen nach dem Bau und während des Betriebs Partikelmessungen durchgeführt werden. Aufgrund dieser Messungen kann eine Klassifizierung der Reinheit des Raumes nach einer Norm vollzogen werden.
Beispielsweise dürfen bei Klasse 100 (ISO 4) max. 100 Partikeln von max. 0,5 µm Durchmesser pro Kubikfuß (3,5 Partikeln pro Liter) enthalten sein.
Name | Titel | Ausgabedatum |
VDI 2083 Blatt 1 | Reinraumtechnik - Partikelreinheitsklassen der Luft | 2005-05 |
VDI 2083 Blatt 2 | Reinraumtechnik - Bau, Betrieb und Instandhaltung | 1996-02 |
VDI 2083 Blatt 3 | Reinraumtechnik - Messtechnik in der Reinraumluft | 2005-07 |
VDI 2083 Blatt 4 | Reinraumtechnik - Oberflächenreinheit | 1996-02 |
VDI 2083 Blatt 4.1 | Reinraumtechnik - Planung, Bau und Erst-Inbetriebnahme von Reinräumen | 2006-10 |
VDI 2083 Blatt 5 | Reinraumtechnik - Thermische Behaglichkeit | 1996-02 |
VDI 2083 Blatt 5.1 | Reinraumtechnik - Betrieb von Reinräumen | 2005-10 |
VDI 2083 Blatt 7 | Reinraumtechnik - Reinheit von Prozessmedien | 2006-11 |
VDI 2083 Blatt 8 | Reinraumtechnik - Reinraumtauglichkeit von Betriebsmitteln | 2002-09 |
VDI 2083 Blatt 9.1 | Reinraumtechnik - Reinheitstauglichkeit und Oberflächenreinheit | 2006-12 |
VDI 2083 Blatt 10 | Reinraumtechnik - Reinstmedien-Versorgungssysteme | 1998-02 |
VDI 2083 Blatt 11 | Reinraumtechnik - Qualitätssicherung | 2006-11 |
VDI 2083 Blatt 12 | Reinraumtechnik - Sicherheits- und Umweltschutzaspekte | 2000-01 |
VDI 2083 Blatt 15 | Reinraumtechnik - Personal am Reinen Arbeitsplatz | 2007-04 |
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